Sonntag, 26. September 2010
Reisetagebuch Chile SW 6-7
Sonntag, 26. September 2010

Es ist wieder einmal eine ganze Weile her, seitdem ich hier etwas beigetragen habe, zumindest wenn man es daran messen würde, was innerhalb der Zeitspanne passiert ist, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Verzeiht mir bitte, dass ich hier fliegend und ohne Ankündigung von erzählender Zeit zu erzählter Zeit springe und umgekehrt… dies lässt sich recht schwer vermeiden, da ich die Geschehnisse quasi Revue passieren lasse. Wie dem auch sei, ich werde meinen Bericht einfach an der Stelle fortsetzen, an der ich aufgehört hatte.
Nun, das große Ereignis des Nationalfeiertages, wurde von allen mehr oder weniger gut überstanden, wobei wir gegen Sonntag doch einige Verluste in Sachen Personalstärke hinnehmen mussten, da einige scheinbar doch nicht so gute Studenten sind wie andere…
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass nur der 18. und der 19. September die Feiertage sind? Diesbezüglich, war es dieses Jahr doch etwas ungünstig, da ausgerechnet zum 200sten Jahrestag diese beiden Tage auf einen Samstag und einen Sonntag fielen. In Deutschland, hätte man sich vielleicht ein wenig geärgert, aber es wäre akzeptiert worden. In Chile jedoch, sagte man sich einfach: „Ja dann machen wir doch einfach ein Gesetz, welches in diesem Jahr den Donnerstag und Freitag vor dem Nationalfeiertag auch zu freien Tagen erklärt“ !!!! Dementsprechend lang waren dann auch die Feierlichkeiten der „Fiestas Patrias“, in diesem Jahr dem „Bicentinario“.
Am Donnerstag hatten wir unsere letzten Vorlesungen, dabei waren die deutschen Intercambios mit einer Stärke von 4! Personen die stärkste und einzige Fraktion im Vorlesungssaal der E-Tec Vorlesung darstellen sollten. Der Prof. nahm dies jedoch relativ entspannt auf und so gab es eine Privatvorlesung für uns. Gegen Abend hatte ich unsere gesamte Truppe zu mir nach Hause eingeladen, wobei sich der Großteil kurzfristig dazu entschied, lieber in Vina auf die sogenannten Fondas zu gehen. Bei diesen Fondas handelt es sich um so etwas wie ein Volksfest, vergleichbar mit dem Oktoberfest oder dem Freimarkt, jedoch um einiges kleiner, jedoch mit mindestens genauso viel Gedränge, aufgrund einer übermäßigen Anzahl an Menschen.
Am Abend, des darauffolgenden Freitages fand ein Live-Konzert einer der bekanntesten chilenischen Bands „Los Jaivas“ in Vina del Mar statt. Mir jedoch hat diese Vorstellung nicht ganz so zusagen können, vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass es mir den ganzen Abend auf Grund nicht zu erklärender Müdigkeit relativ kalt war… Da jedoch der Eintritt umgerechnet 0 Euro gekostet hat, konnte man sich eigentlich kaum ärgern. Im Anschluss, so gegen 11 Uhr, ging es im überfüllten Microbus zurück nach Valparaíso, um die groß angekündigten „Fuegos Artificiales“ zu bestaunen. Um Mitternacht, wurde das Warten auch belohnt und ich durfte 25 Minuten lang, am Hafen von Valparaíso, eines der besten Feuerwerke bestaunen, welches ich jäh zu Gesicht bekommen hatte.
Im Anschluss daran, wollte die jüngere Fraktion des Casa Azul (meine WG) und Chao mit seinen Mitbewohnern noch nicht schlafen gehen und wir beschlossen in die sogenannte „Tertulia Bar“ zu gehen. Da jedoch alle anderen, bis auf meine Wenigkeit, plötzlich das Verlangen verspürten, sich unbedingt von Emmanuel Nudeln kochen zu lassen… Ich bin, aus diesem Grund, schon einmal vorausgegangen, da sich außerdem in der Bar einige andere von uns befanden, welche auch zuvor das Feuerwerk bestaunten, verspürte ich keinen großen Drang auf die anderen zu warten, was sich am Ende sowieso als Fehler herausgestellt hätte. Die Fraktion, „ich esse hier noch kurz was“, hatte sich dann nämlich kurzfristig dazu entschieden, in eine andere Lokalität einzukehren, sodass ich sie dann gegen 5 Uhr morgens auf meinem Heimweg wiedergetroffen habe… Egal, wie auch immer, hätte ich mich dazu entschieden, die „weons“ zu begleiten, hätte ich wahrscheinlich niemals Carolina, meine jetzige chilenische Freundin kennengelernt… Fotos gibt’s später ;)
Am Samstag gab es noch einmal ein Feuerwerk, diesmal jedoch in Vina del Mar und schon um 8 Uhr abends. Dieses haben wir uns am dort befindlichen Sandstrand angeschaut. Im Anschluss haben wir alle die Fondas in Vina besucht. Jedoch, hatten diese Fondas nicht unbedingt das Potenzial dazu, uns länger als einen Rundgang dort gefesselt zu halten, woraufhin wir der Einladung zweier Franzosen auf ihre Hausparty folgen sollten (nicht das das hier jetzt falsch verstanden wird, wir kannten die Franzosen schon vorher und wurden auch schon vor dem Aufenthalt auf den Fondas eingeladen).
Das Thema an sich mit den Feierlichkeiten und den Einladungen ist hier in Chile meiner Meinung nach vollkommen verschieden zur Vorgehensweise in der Heimat: man lernt neue Leute kennen und wir sofort auf irgendein „Asado“ (ein Grillfest) oder ähnliches eingeladen, das Temperament hier lässt sich einfach nicht mit dem unseren vergleichen und es ist vor allen Dingen zu Beginn für uns Deutsche sehr ungewöhnlich und fast alle standen solchen Angeboten zu Anfang eher etwas misstrauisch gegenüber, obwohl es dazu überhaupt keinen Grund gab.
Der Sonntag sollte eher der Erholung dienen und so entschieden sich meine Mitbewohner und ich kurzfristig dazu, zum Mittagessen etwas auf den Grill zu legen. Später ging es noch an den Strand, diesmal bei Tageslicht und mit hohem UV-Schutzfaktor.
Am Montag, dann fast alles auch schon wieder vorbei, wie gesagt fast… Die Fondas in Vina hatten den letzten Tag geöffnet und so entschieden wir uns dazu, diese nochmals zu besuchen. An diesem Montagabend war es auch nicht ganz so voll, jedoch entgegen unserer Hoffnung und der Aussage der Chilenen, genauso teuer wie zuvor…
Dienstag… Endlich hatte die Uni wieder geöffnet! Wir konnten es alle schon kaum noch abwarten, endlich mal wieder was beigebracht zu bekommen… Was sich die Leute im Parlament mit den zusätzlichen freien Tagen gedacht hatten, konnte ich sowieso nicht nachvollziehen.
Viel Zeit bis zur nächsten Veranstaltung blieb uns dennoch nicht, da ich am Mittwoch, meinen 21. Geburtstag in Chile feiern durfte. Dazu gab es am 22. September nach den Vorlesungen, einen kleinen Schwimmkurs im Schwimmbecken der Universität, da hier alle Geburtstagskinder traditionsgemäß im Wasser landen. Für den Abend hatte ich einen Tische im „Café Journal“ in Vina gemietet und ne ganze Menge Leute eingeladen. Die Geburtstagsfeier war eine der besten in meinem Leben: die Leute, das Temperament, die Stimmung, das Land und das Zusammenkommen mit Carolina, all diese Dinge machten es zu einer unbeschreiblichen Bereicherung meines Lebens. Als Geschenk bekam ich eine von allen Gästen signierte Fotocollage über meinen Poolausflug an diesem Tag und eine Geburtstagstorte. Der einzige Wermutstropfen war die Tatsache, dass die lieben Verwandten in 12.000 km Entfernung waren…
Am gestrigen Samstag, veranstaltete ich, um meinen Geburtstag auch auf chilenische Art zu feiern, ein Asado. Diesmal haben die ILSTler zusammengelegt und mir eine Flasche mit handgefiltertem Pisco geschenkt!!! Diesen werde ich auch mit nach Deutschland bringen, damit nicht nur ich etwas davon habe.
Que más? Nunja, die Uni hält uns schon wieder ganz schön auf Trab, da es zum Beispiel am nächsten Freitag in Aerodynamik die zweite Prüfung ansteht. Wie wir das dann mit dem Geburtstag von Felix machen, müssen wir uns zeitlich also noch ein wenig überlegen…
Mittlerweile ist es bei mir schon Neun Uhr abends, und damit bei euch 3 Uhr nachts und ich glaube ich habe für heute genug an Information zu „Papier“ gebracht. Obwohl, eine Sache noch, die ich doch gern noch erwähnen möchte: heute hat es zum ersten Mal doch „endlich“ geregnet, nicht viel, aber immerhin etwas, das heißt hier kann das Wetter durchaus genau so schlecht sein wie in der Heimat, jedoch nicht in ganz so vielen Fällen.
So zum Abschluss: der Frühling in Chile hat begonnen, das bedeutet so viel wie: Tage warm, Nächte nicht mehr ganz so kalt, obwohl diese Temperaturunterschiede von Tag und Nacht trotzdem noch ein Unterschied wie Tag und Nacht selber sind… Am Tage in Shirt und kurzen Hosen und nachts in Pullover und dicker Jacke, sofern man nicht frieren will…
Nun ist jetzt aber endgültig Schluss!

Saludos a Todos, aus Valparaíso, Chile
Nos Vemos, que uds. vayen bien
Marco
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Reisetagebuch Chile SW 4-5
Montag 13. September 2010

Es ist nun doch schon einige Zeit ins Land gegangen seitdem ich das letzte Mal einige Zeilen „zu Papier“ brachte, die Erklärung folgt sogleich. Die letzten beiden Wochen hatten wir unsere ersten Zwischenprüfungen… vier Wochen nach Semesterstart. Ich hatte aus diesem Grund in der letzten Zeit nicht ganz so zahlreiche, um nicht zu sagen keine, Gelegenheit hier etwas zu verewigen.
Wie dem auch sei… jetzt sind die ersten Prüfungen erst einmal gelaufen und als Nächstes steht die große 200 Jahr Feier Chiles ins Haus, die Fiestas Patrias, der chilenische Nationalfeiertag, der auf den 18. September fällt. Am ehesten zu vergleichen ist er mit dem Tag der Deutschen Einheit. Nunja, vielleicht nicht ganz, da ich so ein Fahnenmeer wie ich es hier zu sehen bekomme in Deutschland bisher nur zu Zeiten der Weltmeisterschaft 2006 gesehen habe. Des Weiteren handelt es sich bei dieser Feier nicht nur um einen einzigen freien Tag, ab Donnerstag wird man hier niemanden sehen der noch arbeitet. Für uns Studenten bedeutet dies ein verlängertes Wochenende und damit ein wenig Zeit den bisher gelernten Stoff ein wenig aufzuarbeiten… oder die Gelegenheit einen Nationalfeiertag mitzuerleben, den ein Land veranstaltet, das bezüglich seiner Geschichte nicht so viel Konfliktpotenzial mit dem Patriotismus zu haben scheint wie das unsere.
Die regelmäßigen Aerodynamik Hausaufgaben, welche doch, vor allem im Prüfungszeitraum, recht ungelegen gekommen waren, legten diese Woche einen kurzen Zwischenstopp ein, stattdessen bekamen wir die Gelegenheit das hiesige Luftfahrtmuseum zu besichtigen, welches natürlich für angehende Piloten ein besonderes Vergnügen darstellte.
Die Reiseplanung hat mittlerweile auch schon begonnen und einige Routen sind schon geplant, sogar einige Flüge schon gebucht. Die erste größere Tour, welche auch durch andere Länder des Kontinents führen wird legten wir auf die Mitte des Oktobers, in die „Semana Sansana“, in der die Studenten der UTFSM frei haben werden. In der Zwischenzeit haben wir uns vorgenommen, kleiner Ausflüge zu unternehmen, die die Zeitspanne eines Wochenendes nicht überstrapazieren sollten.
Der Spanisch Unterricht zeigt uns leider im Moment immer wieder auf ein Neues, dass wir momentan nicht wirklich von spanischer Sprache unsererseits sprechen können… spanisches Fragmentwerk mit einigen Hapern kann man es wohl eher nennen. Meiner Meinung nach ist es jedoch besser, sich dessen wenigstens bewusst zu sein, als in der Vorstellung zu leben, dass nur die Chilenen hier kein richtiges Spanisch könnten – aber für solche Erkenntnisse ist ein Sprachunterricht schließlich da. Der Prof. ist auch ganz cool drauf und daher werde ich heute nicht das letzte mal beim Spanisch Unterricht gewesen sein werden.
Im Psychologie Unterricht durften alle Intercambios ein wenig über ihr Heimatland zum Besten geben, dabei gaben sich die Repräsentanten Frankreichs, Italiens und Deutschlands am heutigen Tage die Klinke in die Hand. Der typisch deutsche Stil des Vortragens unterschied sich auch deutlich von dem der anderen, eher temperamentvolleren Länder, indem er durch penibles Vortragen von Fakten eher bestach, als durch unterhaltsame Interventionen, aber „así es la vida…“.
Leider haben wir auch schon Bekanntschaft damit machen müssen, dass einige Sachen hier, Beine bekommen und dann einfach weglaufen… So zum Beispiel geschehen mit meiner Jacke und mit dem Rucksack von Chao, obwohl ich nicht behaupten würde, dass wir fahrlässig gehandelt hätten. Es bedeutet jedoch für uns, das nächste Mal einfach noch besser aufzupassen.
Die Tage gehen ins Land und die Zeit fängt langsam an zu rennen. Es kommt mir so vor als hätte ich vor knapp einer Woche meine Koffer gepackt und wäre nach Chile geflogen, um hier mein Auslandssemester zu verbringen, obwohl in Wahrheit schon fünf Wochen vergangen sind… Für den Rest des Semesters erhoffe ich mir, der rennenden Zeit einen Stein ans Bein binden zu können, dass ich nicht einfach irgendwann in meiner Wohnung in Bremen aufwache und mich fragen muss wo die Zeit den geblieben ist…
Aber dies wäre doch ein wenig zu schwarzgemalt, aus diesem Grunde verabschiede ich mich mit einer Nachricht, die einige Daheimgebliebene wohl gelb vor Neid werden lässt, denn seit dem ich hier angekommen bin, hat es kein einziges Mal geregnet und mein Gemüt ist im Moment so sonnig wie das Wetter hier auf der anderen Seite des großen Teiches.

Also dann, macht’s gut
Nos vemos!
Marco
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Reisetagebuch Chile SW 3
Sonntag 29. August 2010

Die letzte Woche wird war eine Woche vieler Verabschiedungen, zuerst verabschiedeten wir eine bekannte aus Frankreich, dann zwei meiner Mitbewohner und schließlich meine Gesundheit.
Am Dienstag gab es eine zu Beginn kleine, mit zunehmender Stunde immer größer werdende Abschiedsfeier für eine französische Austauschstudentin, welche wir hier kennengelernt hatten. Ein Großteil der Gäste war ebenfalls der französischen Sprache auf Muttersprachniveau mächtig und ich hatte doch einige Probleme den Gesprächen zu folgen, da die Franzosen bekanntermaßen eher eine gewisse Abneigung gegen Fremdsprachen besitzen. Im Endeffekt war ich ganz dankbar dafür, dass ich mich mit einigen eingeladenen Chilenen auf Spanisch unterhalten konnte…
Die Woche über passierte nichts wirklich Außergewöhnliches und man könnte sagen, wir sind wieder einmal im mehr oder weniger tristen Alltag eines Studenten angekommen, obwohl wir uns ab und zu wie in die Schule zurückversetzt vorkommen. Da bekommt man Hausaufgaben, in der nächsten Stunde wird man in einem bewerteten Quiz über die vorangegangene befragt, es gibt bewertete Übungsstunden und in manchen Fächern kann man nur in die Nähe von 100% kommen, indem man eine zusätzliche Arbeit anfertigt. Für alle deutschen Studenten hört sich das im Moment alles noch ein bisschen komisch an und wir haben auch noch nicht ganz durchschaut, wofür das wirklich gut sein soll.
Am Freitag wurde eine große Abschiedsfeier für zwei meiner französischen Mitbewohner abgehalten, welche uns heute Abend verlassen haben. Es gab viel zu viel zu Essen, viel zu trinken und viele neue Leute, die ich vorher noch nie gesehen hatte. An diesem Tag verabschiedete ich mich auch von meinem einwandfreien Gesundheitszustand in bin seitdem auf Tee- und Medikament-Kur, naja mal schauen, wird schon wieder werden…
Samstagabend gegen sieben Uhr begleitete ich meine Mitbewohner zum Salsa Kurs, wobei ich jedoch nur die Rolle des Fotografen übernehmen konnte, da ich mit meinem Zustand weder Kraft noch Lust zum Tanzen gehabt hätte.
Heute Mittag hatte ich das Vergnügen ein echtes traditionelles chilenisches Mittagmahl serviert zu bekommen. Das Gericht war ein großer Mix aus vielen guten Zutaten, darunter Reis, Kartoffeln, Bohnen, Mais, Rindfleisch, usw.
Um 10 Uhr abends verabschiedeten sich Arnaud und Julie dann endgültig von uns und machten sich mit dem Bus in den Norden Chiles auf. Jeder der Mitbewohner erhielt ein kleines Abschiedsgeschenk als Erinnerung an die beiden, so erhielt ich z.B. einen Ring und ein Kondom… Die beiden werden uns auf jeden Fall fehlen, da sie das WG Leben hier doch in vielen Momenten sehr lustig und kurzweilig gestalteten. Ich wünsche Ihnen auch hiermit noch ein Mal gute Reise, viel Spaß und eine sichere Ankunft in der Heimat.
Diese Woche war es das hiermit schon, ich hab schließlich nebenbei noch andere Dinge zu erledigen.

Bis die Tage
Viele Grüße
Marco
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Reisetagebuch Chile SW 2
Sonntag 22. Aug. 2010

Zwei Wochen sind nun schon vorbei und ich kann wirklich sagen, dass es mir hier mit jedem Tag besser gefällt. In der Wohnung habe ich mich gut eingelebt und das Verständnis der durchaus doch sehr schnellen Phrasen der Chilenen wird immer besser. Mit den Kursen funktioniert jetzt auch alles reibungslos, mit Ausnahme der Spanisch Kurse, da bisher noch keiner der selbigen stattgefunden hatte. Auch die Tagesausflüge nach Santiago sind im Moment noch ein wenig anstrengend, in diesem Falle bin ich jedoch der Meinung, dass es sich hierbei lediglich um eine Sache der Gewöhnung handelt.
Am letzten Samstagabend fand der letzte Teil der Geburtstagsfeier meines Mitbewohners statt und wir nahmen gegen neun Uhr abends zuerst einmal an einem sogenannten Ghostwalk auf einem sehr großen Friedhof teil. Was am Anfang nach Gruselabenteuer klang, war uns dann aber spätestens nach 3 Stunden Geschichtenerzählen über Stimmen aus dem Jenseits und bei gefühlten 5° C Außentemperatur auch zu viel.
Glücklicherweise sollte dies nicht das triste Ende des Abends darstellen: Im Anschluss an diese Veranstaltung ging es noch in eine Diskothek in Valparaíso mit Namen „Nautico“. Unser Vorteil bestand, darin, auf Grund der Geburtstagsfeier und eines gemieteten Bereiches, keine Wartezeit und keine Ausgaben für den Eintritt aufwenden zu müssen. Der erste Diskobesuch meinerseits in diesem Kontinent, war natürlich etwas ungewohnt, da die vorherrschende Musikrichtung Reggaeton war. Auch die Art und Weise wie die männlichen Chilenen Frauen ansprechen ist für Europäer im ersten Moment etwas ungewöhnlich, näher jedoch, möchte ich in diesem Moment nicht darauf eingehen.
Des Weiteren sollte Chao gleich noch Bekanntschaft mit einer beliebten Abzockermethode der Chilenen an Gringos machen. Diese funktionierte folgendermaßen: der Chilene war auf einmal da und wir dachten natürlich der gehört mit zu den Gästen, also waren wir nicht unhöflich, haben ihn begrüßt und kamen dann auch gleich ein wenig ins Gespräch. Irgendwann schlug er vor, zusammen ein Bier trinken zu gehen, als Deutscher kann man so einem Vorschlag ja eigentlich nie was Schlechtes abgewinnen. An der Bar meinte er dann, ja dein Bier kostet 2000 Peso, gib das mal dem Typen an der Kasse dort, kurz bevor dies geschehen sollte, kam Arnold und meinte: „Hey Chao hast du wirklich vor einem wildfremden Typen das Bier auszugeben, das ist hier ne ganz gängige Methode wie sich die Chilenen das Bier bezahlen lassen.“ Chao hat sich daraufhin ein kleines Bier gekauft und hat den Typen an der Bar stehen lassen.
Am Dienstag wurde von unserer Fakultät dem Departamento Industrias eine kleine Begrüßungsfeier veranstaltet. Alle Intercambios wurden von unserem Tutor Professor Weber begrüßt, der auch unser Ansprechpartner in Problemfällen ist. Des Weiteren wurde uns ein wenig über Chile als Land und über die Universität an sich erzählt. Da jedoch die Bremer Studenten schon mit einer gewissen Vorbildung über dieses Land hierher gekommen waren, war dies nicht nur eine kurze Vorstellung Chiles, wir konnten uns zum ersten Mal die Dinge, über die in Bremen möglicherweise nur gesprochen wurde, auch in Form eines kurzen Filmes ansehen. Im Anschluss daran hat uns eine junge Spanierin von ihren Reiseerlebnissen durch das Land berichtet und kam aus dem schwärmen kaum wieder heraus. Zu Guter Letzt wurden wir vom Professor sogar noch zu einer Grillparty bei sich zu Hause eingeladen, dieser Einladung sind wir natürlich alle gern gefolgt.
An diesem Dienstag besuchte ich auch zum ersten Male den hier angebotenen Taekwondo – Sportkurs, zusammen mit Chao-Ting und Benno. Ich bin mir zwar bewusst, dass mein Verband hier in Chile wohl kaum vertreten sein wird, jedoch hatte diese Stunde dort zumindest für die „Neuen“ nicht einmal mit dem Namen Taekwondo gemeinsam. Nach kurzer Aufwärmphase ging dann auch schon los, jedoch mit einem Selbstverteidigungskurs, während die Gurtträger Sparring – Training machen durften. Ich bin kein großer Fan von so einer Art der Selbstverteidigungsschule, da der Trainer nicht bei allen 26 Personen, darauf achten kann, dass sich niemand verletzt. Mein Unmut wurde natürlich auch noch bestätigt in dem sich Chao einen Zeh prellte/verstauchte/brach, so genau weiß er es selbst nicht. Das Training am Donnerstag dagegen sollte um einiges besser werden und hatte schon eher etwas damit zu tun, was ich unter TKD verstehe, aus diesem Grund habe ich mich auch dazu entschieden, weiterhin daran teilzunehmen. Den Trainer versteht zwar keiner der Intercambios, aber wir schauen einfach, was die Chilenen machen und versuchen dies dann nachzuahmen.
Am Mittwoch gab es bis zum Abend nicht wirklich nennenswerte Dinge zu berichten. Alle eingeladenen Studenten trafen sich um 8 Uhr abends vor dem A-Gebäude der Universität und wie fuhren dann alle gemeinsam zum BBQ des Professors. Und irgendwie scheinen die Chilenen immer so viel Fleisch im Kühlschrank zu haben, dass es schier unmöglich erscheint das irgendjemand sich danach nicht gesättigt fühlt. Die Veranstaltung war wirklich gut, man lernte die anderen Intercambios noch ein wenig besser kennen und auch die chilenischen Studenten, welche sich für die Austauschprogramme engagieren, außerdem wurden wir gleich noch in einem Tanz und in ein Paar neuen Trinkliedern geschult. Für diejenigen, welche in Valpo wohnen endete der Abend um 4 Uhr morgens mit einer überteuerten Busfahrt, da nach 20 Uhr hier alle Busfahren gern ihre Statistiken aufbessern möchten…
Der Freitag sollte wieder einmal das Highlight unserer Woche darstellen. Wir begaben uns zum zweiten Mal auf weite Reise nach Santiago de Chile und es dauerte, wer hätte das gedacht, genau so lang wie beim letzten Mal. Die einzige Motivation überhaupt nach Santiago zu fahren liefert der Prof. des Aerodynamikunterrichts, da er wirklich Begeisterung für den Kurs und den Stoff zeigt. Die Hausaufgaben jedoch, die wir regelmäßig von ihm aufbekommen, nehmen doch manchmal mehr Zeit in Anspruch als uns eigentlich lieb ist.
Am Abend waren Chao und ich zum Pokerspielen bei Arnold eingeladen, dort verbrachten wir dann letztendlich so viel Zeit, dass unser eigentliches Abendprogramm doch ziemlich gestaucht wurde. Dementsprechend viel der anschließende Clubbesuch eher kurz aus, was ich jedoch im Nachhinein nicht wirklich bereue. Einer meiner Mitbewohner sagte mir am nächsten Tag, dass es entweder richtig gut oder absolut schlecht dort in diesem Club ist, wir schienen scheinbar letzteres erwischt zu haben – jedoch, besteht somit immer noch die Möglichkeit einer Verbesserung.
Am Samstag hatte ich dann endlich mal Zeit um mich ein paar Pflichten für die Hochschule zu widmen, meine Motivation sorgte allerdings dafür, dass ich mir lediglich einen groben Überblick über die Aufgaben verschaffen konnte, welche ich anschließend auf den Sonntag verschob.
Gegen 9 Uhr abends fuhren meine Mitbewohner und ich zusammen mit Arnold und seiner Freundin Lenny ins Casino nach Vina del Mar. Im nächsten Moment befanden wir uns in einem kleinen Las Vegas, umgeben von Leuten, die nichts Besseres zu tun hatten, als den Betrag, welchen ich für einen Monat zur Verfügung stehen hatte, innerhalb von 5 Minuten durchzubringen. Chao schaffte es sogar an einem der Automaten 500 Peso zu gewinnen, was bei dem derzeitigen Wechselkurs jedoch lediglich 80 Cent waren. Anschließend erhielten wir die Möglichkeit in einen wirklich noblen Club zu gehen ohne Eintritt zu bezahlen, da Arnolds Freundin uns alle auf die Gästeliste setzen konnte. Geile Musik, heiße Frauen und teures Bier, was will man mehr. Dies war die bisher beste Lokalität, die ich hier in Südamerika besuchen durfte, wobei ich zugeben muss, dass ich bis dahin nicht wirklich viele Vergleichsmöglichkeiten hatte.
Fazit:
So langsam bekomme ich das Gefühl, das ich mit mindestens 10 Kilo mehr nach Deutschland zurückkommen werde, da ich hier zum Beispiel so etwas wie dunkles Brot noch nie gesehen habe, des Weiteren hat man hier nicht wirklich Lust in der Mensa zu Mittag zu essen und weicht stattdessen gern auf eine der Imbissbuden in der Nähe der Hochschule aus. Hat man jedoch das Glück von Chilenen bekocht zu werden, dann bekommt man eigentlich immer einen ausgewogenen Gaumenschmaus serviert. Einer unserer Tutoren hat uns zum Beispiel eine Familie gezeigt, welche in ihrem Haus Mittagtisch für die Studenten zubereitet, und das war bisher jedesmal „superrica“ wie man hier sagt.
So langsam kann ich mich auch ohne Hände und Füße recht passabel verständlich machen, ohne dass die Chilenen mich fragend angucken und im Nachhinein fragen „Perdon?“. Abschließend möchte ich gern sagen, dass es mir hier von Tag zu Tag besser gefällt und ich mich hier richtig wohlfühle und ich glaube ich bin nicht der einzige der dieser Auffassung ist. Nun gut, ich verabschiede mich wiedermal mit einem freundlichen „Hasta luego!“ und wünsche euch alles Gute, bis die Tage.

Viele Grüße vom Ende der Welt
Marco
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Reisetagebuch Chile SW 1
Samstag, 14. Aug. 2010

Der erste Eintrag startet sofort mit einem Jubiläum, denn: mit dem heutigen Tage bin ich genau seit einer Woche in Chile, und ziemlich vieles kommt mir hier immer noch spanisch vor…
Die Reise begann am vorletzten Freitag um 19:40 am Frankfurter Flughafen. Von dort aus ging es mit einigen kleinen Umwegen (über Madrid, Lima und Buenos Aires) dann doch letztendlich nach Santiago de Chile. Um fünf Uhr abends war ich dann endlich da. Die chilenische Hilfsbereitschaft durfte ich sogar schon vor der Landung kennenlernen: Mein Sitznachbar im Flugzeug, ein Chilene, hat mir gleich aufgeschrieben wie ich denn vom Flughafen in Santiago nach Valparaíso komme.
Am Flughafen nach der Gepäckentgegennahme, welche im Gegensatz zu einigen Kommilitonen bei mir keine Probleme verursachte, ignorierte ich zunächst die Angebote der Taxifahrer am Ausgang und setzte mich dann in den nächsten Bus zum Busterminal.
Im Bus setzte ich mich rein zufälliger Weise neben einen jungen Chilenen, namens Felipe, welcher ungefähr in meinem Alter war. Nachdem ich in schlechtem Spanisch gefragt hatte, ob die nächste Station die ist, die auf meinem Zettel stand, antwortete er auf Englisch, das dem so wäre. Ich war natürlich ein wenig erleichtert, dass ich nicht sofort meine „Spanischkenntnisse“ auf Probe stellen musste. Er sagte mir dann, dass er auch Student in Valparaíso sei und mich doch einfach begleiten könne.
Auf der zweistündigen Fahrt nach Valpo versuchte ich Kontakt mit meinen Leuten aufzunehmen, welche schon seit über eine Woche hier gewesen waren. Eine von drei Kurznachrichten stieß sogar auf Gehör und ich konnte mir einen Abholservice vom Busterminal in Valpo organisieren. In der Wartezeit am Terminal leistete mir Felipe Gesellschaft, da er meinte: außer schlafen hätte er im Moment sowieso nichts vor. Des Weiteren sprach er gleich noch mit ein paar Leuten am Terminal, die Mietwohnungen anboten und besorgte mir gleich noch deren Visitenkarten, außerdem hielt er mich dazu an gut auf meine Sachen aufzupassen, da hier ab und zu mal einige Dinge verschwinden…
Nach ungefähr 20 Minuten stand mein Abholservice in Gestalt von Chao und Verena vor mir und ich konnte meine erste typisch chilenische Begrüßung erleben, welche sich die beiden sehr schnell angeeignet hatten. Nach dem Abschied von Felipe ging es mit dem Microbus zu Chao nach Hause wo ich die nächsten paar Tage auf der Couch übernachten sollte.
Im Wohnzimmer angekommen, schaute ich zunächst aus dem Fenster und war sofort überwältigt von dem Anblick welcher sich mir bot. Die Hafenstadt erstrahlte in einem wunderschönen Lichtermehr. Die Versuche dies mit meiner Digitalkamera festzuhalten scheiterten jedoch kläglich.

die erste Nacht in Chile

Danach ging es noch kurz zum Abendessen ins Zentrum wo ich dann meinen ersten „Completo“ genießen durfte, obwohl das mit dem genießen wohl übertrieben wäre…
Am nächsten Morgen, war ich dank der Zeitverschiebung schon um sechs Uhr morgens hellwach. Nach dem Frühstück, welches sich so gegen Mittag ereignete zeigte mir Chao ein wenig die Stadt. Viel mehr passierte an dem Tag dann auch nicht so wirklich, außer dass ich gegen sechs Uhr abends zunehmend müder wurde.
Es wurde Montag und mein erster Unitag nahm seinen Lauf. Um zehn Uhr vormittags sollten wir mit Programación losgehen, dies fiel jedoch aus, also hatten wir die Zeit uns zusammen mit den Tutoren um die Anmeldung für die Module zu kümmern, welche noch nicht so ganz funktioniert hatten, doch an diesem Tag sollten sie auch nicht funktionieren.
Dann war es soweit, die erste Stunde Vorlesung: Relaciones Interpersonales … auf Spanisch! Ich war dann doch erleichtert, dass nicht nur ich ein großes Fragezeichen im Gesicht hatte, sondern es den anderen ähnlich ging. Steffi konnte jedoch die größten Unklarheiten mit einer kurzen Zusammenfassung am Ende der Stunde beseitigen, danke Steffi an dieser Stelle.
Der erste Tag an der Uni näherte sich dann auch dem Ende und ich war schon wieder abends so müde wie 3 Uhr nachts bei uns…
Am Mittwoch fand ich dann eine Wohnung. Die Wohnung ist klein, kalt aber billig und die Leute hier sind einfach klasse. Ich wohne mit 2 Chilenen und drei Franzosen zusammen, alle sind super gut drauf und was das Beste ist: keiner spricht deutsch (bzw. nur ein wenig), somit ist es der perfekte Spanisch Kurs, der außerdem außerhalb der Uni stattfinde. Im Haus wohnen außerdem noch Arnold und seine Freundin, und Freunde treiben sich hier auch immer rum. Langeweile wird hier sicherlich nicht so schnell aufkommen.
Das Highlight der Woche war natürlich der Kurs Aerodynámica, welcher am gestrigen Freitag im ungefähr 200 Kilometer entfernten Santiago de Chile am dortigen Campus der Uni stattfand. Das hieß für uns: um 10 Uhr am Busterminal starten und 3 Stunden später und um ungefähr 8 Euro ärmer an der Uni ankommen. Der Verkehr sorgte letztendlich dafür, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn schaffen konnten. Der Prof. ist aber voll ok und hat uns Deutsche alle persönlich begrüßt und sich sogar unsere Namen gemerkt. Nun ja nach anderthalb Stunden war es dann auch schon vorbei, und wir konnten uns schon wieder auf dem Heimweg freuen, welcher doppelt so lang dauern würde… Einigen von uns war diese Vorstellung ein wenig zuwider, aus diesem Grund haben sich die Mädels entschieden die Nacht in Santiago zu verbringen um sich am heutigen Samstag die Stadt ein wenig anzuschauen.
Nun zu der Frage die alle Leser wohl am meisten beschäftigt hat: „Wie lange dauert es denn nun, bis so ein Chilene betrunken unter dem Tisch liegt?!“ oder eleganter formuliert: „ Fanden wir denn überhaupt noch Zeit uns mal am Abend in Ruhe mit den neuen Leuten hinzusetzen und in Ruhe ein Bier zu trinken?“ Die Frage kann ich bejahen. Betrunkene Chilenen gab es dabei jedoch nicht.
Gestern wurde der Geburtstag eines Mitbewohners gefeiert und es gab dazu feinstes Argentinisches Rindfleisch vom Grill… des weiteren noch Chorizas, irgendeine komische Grillwurst, und Huhn. Gefeiert wurde bis 4 Uhr morgens, zumindest hab ich mich dann verabschiedet. Typisch südamerikanisch kann das natürlich nicht alles gewesen sein, deswegen wird dann heute Abend noch eine richtig große Feier veranstaltet, soweit ich das verstanden habe soll sogar ein Club angemietet worden sein, aber bei meinem aktuellen Verständnis der spanischen Sprache Kenntnissen bin ich mir nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe.
Zum Abschluss möchte ich nur kurz Zusammenfassen was mir gerade noch so im Kopf herumgeht: Die Chilenen sind sehr freundliche und herzliche Menschen, die jeden gern willkommen heißen und ich habe mich sofort sehr wohl hier gefühlt. Da wir hier in einer Studentenstadt wohnen trifft man auch viele andere Austauschstudenten, die aber ebenfalls sehr schnell die chilenische Freundlichkeit und Herzlichkeit angenommen haben.
Mit dem Spanischen habe ich zurzeit zwar noch einige Schwierigkeiten, aber man merkt dennoch wie man sich von Tag zu Tag, wenn im Moment auch noch mit Händen und Füßen, immer ein wenig besser verständlich machen kann und den ein oder anderen Satz mehr versteht der gesprochen wird.
Im Moment war das erst einmal alles. Bilder werden auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch folgen.

Viele Grüße aus Chile
Hasta Luego!
Marco
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