Reisetagebuch Chile SW 1
Samstag, 14. Aug. 2010

Der erste Eintrag startet sofort mit einem Jubiläum, denn: mit dem heutigen Tage bin ich genau seit einer Woche in Chile, und ziemlich vieles kommt mir hier immer noch spanisch vor…
Die Reise begann am vorletzten Freitag um 19:40 am Frankfurter Flughafen. Von dort aus ging es mit einigen kleinen Umwegen (über Madrid, Lima und Buenos Aires) dann doch letztendlich nach Santiago de Chile. Um fünf Uhr abends war ich dann endlich da. Die chilenische Hilfsbereitschaft durfte ich sogar schon vor der Landung kennenlernen: Mein Sitznachbar im Flugzeug, ein Chilene, hat mir gleich aufgeschrieben wie ich denn vom Flughafen in Santiago nach Valparaíso komme.
Am Flughafen nach der Gepäckentgegennahme, welche im Gegensatz zu einigen Kommilitonen bei mir keine Probleme verursachte, ignorierte ich zunächst die Angebote der Taxifahrer am Ausgang und setzte mich dann in den nächsten Bus zum Busterminal.
Im Bus setzte ich mich rein zufälliger Weise neben einen jungen Chilenen, namens Felipe, welcher ungefähr in meinem Alter war. Nachdem ich in schlechtem Spanisch gefragt hatte, ob die nächste Station die ist, die auf meinem Zettel stand, antwortete er auf Englisch, das dem so wäre. Ich war natürlich ein wenig erleichtert, dass ich nicht sofort meine „Spanischkenntnisse“ auf Probe stellen musste. Er sagte mir dann, dass er auch Student in Valparaíso sei und mich doch einfach begleiten könne.
Auf der zweistündigen Fahrt nach Valpo versuchte ich Kontakt mit meinen Leuten aufzunehmen, welche schon seit über eine Woche hier gewesen waren. Eine von drei Kurznachrichten stieß sogar auf Gehör und ich konnte mir einen Abholservice vom Busterminal in Valpo organisieren. In der Wartezeit am Terminal leistete mir Felipe Gesellschaft, da er meinte: außer schlafen hätte er im Moment sowieso nichts vor. Des Weiteren sprach er gleich noch mit ein paar Leuten am Terminal, die Mietwohnungen anboten und besorgte mir gleich noch deren Visitenkarten, außerdem hielt er mich dazu an gut auf meine Sachen aufzupassen, da hier ab und zu mal einige Dinge verschwinden…
Nach ungefähr 20 Minuten stand mein Abholservice in Gestalt von Chao und Verena vor mir und ich konnte meine erste typisch chilenische Begrüßung erleben, welche sich die beiden sehr schnell angeeignet hatten. Nach dem Abschied von Felipe ging es mit dem Microbus zu Chao nach Hause wo ich die nächsten paar Tage auf der Couch übernachten sollte.
Im Wohnzimmer angekommen, schaute ich zunächst aus dem Fenster und war sofort überwältigt von dem Anblick welcher sich mir bot. Die Hafenstadt erstrahlte in einem wunderschönen Lichtermehr. Die Versuche dies mit meiner Digitalkamera festzuhalten scheiterten jedoch kläglich.

die erste Nacht in Chile

Danach ging es noch kurz zum Abendessen ins Zentrum wo ich dann meinen ersten „Completo“ genießen durfte, obwohl das mit dem genießen wohl übertrieben wäre…
Am nächsten Morgen, war ich dank der Zeitverschiebung schon um sechs Uhr morgens hellwach. Nach dem Frühstück, welches sich so gegen Mittag ereignete zeigte mir Chao ein wenig die Stadt. Viel mehr passierte an dem Tag dann auch nicht so wirklich, außer dass ich gegen sechs Uhr abends zunehmend müder wurde.
Es wurde Montag und mein erster Unitag nahm seinen Lauf. Um zehn Uhr vormittags sollten wir mit Programación losgehen, dies fiel jedoch aus, also hatten wir die Zeit uns zusammen mit den Tutoren um die Anmeldung für die Module zu kümmern, welche noch nicht so ganz funktioniert hatten, doch an diesem Tag sollten sie auch nicht funktionieren.
Dann war es soweit, die erste Stunde Vorlesung: Relaciones Interpersonales … auf Spanisch! Ich war dann doch erleichtert, dass nicht nur ich ein großes Fragezeichen im Gesicht hatte, sondern es den anderen ähnlich ging. Steffi konnte jedoch die größten Unklarheiten mit einer kurzen Zusammenfassung am Ende der Stunde beseitigen, danke Steffi an dieser Stelle.
Der erste Tag an der Uni näherte sich dann auch dem Ende und ich war schon wieder abends so müde wie 3 Uhr nachts bei uns…
Am Mittwoch fand ich dann eine Wohnung. Die Wohnung ist klein, kalt aber billig und die Leute hier sind einfach klasse. Ich wohne mit 2 Chilenen und drei Franzosen zusammen, alle sind super gut drauf und was das Beste ist: keiner spricht deutsch (bzw. nur ein wenig), somit ist es der perfekte Spanisch Kurs, der außerdem außerhalb der Uni stattfinde. Im Haus wohnen außerdem noch Arnold und seine Freundin, und Freunde treiben sich hier auch immer rum. Langeweile wird hier sicherlich nicht so schnell aufkommen.
Das Highlight der Woche war natürlich der Kurs Aerodynámica, welcher am gestrigen Freitag im ungefähr 200 Kilometer entfernten Santiago de Chile am dortigen Campus der Uni stattfand. Das hieß für uns: um 10 Uhr am Busterminal starten und 3 Stunden später und um ungefähr 8 Euro ärmer an der Uni ankommen. Der Verkehr sorgte letztendlich dafür, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn schaffen konnten. Der Prof. ist aber voll ok und hat uns Deutsche alle persönlich begrüßt und sich sogar unsere Namen gemerkt. Nun ja nach anderthalb Stunden war es dann auch schon vorbei, und wir konnten uns schon wieder auf dem Heimweg freuen, welcher doppelt so lang dauern würde… Einigen von uns war diese Vorstellung ein wenig zuwider, aus diesem Grund haben sich die Mädels entschieden die Nacht in Santiago zu verbringen um sich am heutigen Samstag die Stadt ein wenig anzuschauen.
Nun zu der Frage die alle Leser wohl am meisten beschäftigt hat: „Wie lange dauert es denn nun, bis so ein Chilene betrunken unter dem Tisch liegt?!“ oder eleganter formuliert: „ Fanden wir denn überhaupt noch Zeit uns mal am Abend in Ruhe mit den neuen Leuten hinzusetzen und in Ruhe ein Bier zu trinken?“ Die Frage kann ich bejahen. Betrunkene Chilenen gab es dabei jedoch nicht.
Gestern wurde der Geburtstag eines Mitbewohners gefeiert und es gab dazu feinstes Argentinisches Rindfleisch vom Grill… des weiteren noch Chorizas, irgendeine komische Grillwurst, und Huhn. Gefeiert wurde bis 4 Uhr morgens, zumindest hab ich mich dann verabschiedet. Typisch südamerikanisch kann das natürlich nicht alles gewesen sein, deswegen wird dann heute Abend noch eine richtig große Feier veranstaltet, soweit ich das verstanden habe soll sogar ein Club angemietet worden sein, aber bei meinem aktuellen Verständnis der spanischen Sprache Kenntnissen bin ich mir nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe.
Zum Abschluss möchte ich nur kurz Zusammenfassen was mir gerade noch so im Kopf herumgeht: Die Chilenen sind sehr freundliche und herzliche Menschen, die jeden gern willkommen heißen und ich habe mich sofort sehr wohl hier gefühlt. Da wir hier in einer Studentenstadt wohnen trifft man auch viele andere Austauschstudenten, die aber ebenfalls sehr schnell die chilenische Freundlichkeit und Herzlichkeit angenommen haben.
Mit dem Spanischen habe ich zurzeit zwar noch einige Schwierigkeiten, aber man merkt dennoch wie man sich von Tag zu Tag, wenn im Moment auch noch mit Händen und Füßen, immer ein wenig besser verständlich machen kann und den ein oder anderen Satz mehr versteht der gesprochen wird.
Im Moment war das erst einmal alles. Bilder werden auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch folgen.

Viele Grüße aus Chile
Hasta Luego!
Marco
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