Reisetagebuch Chile SW 4-5
Montag 13. September 2010

Es ist nun doch schon einige Zeit ins Land gegangen seitdem ich das letzte Mal einige Zeilen „zu Papier“ brachte, die Erklärung folgt sogleich. Die letzten beiden Wochen hatten wir unsere ersten Zwischenprüfungen… vier Wochen nach Semesterstart. Ich hatte aus diesem Grund in der letzten Zeit nicht ganz so zahlreiche, um nicht zu sagen keine, Gelegenheit hier etwas zu verewigen.
Wie dem auch sei… jetzt sind die ersten Prüfungen erst einmal gelaufen und als Nächstes steht die große 200 Jahr Feier Chiles ins Haus, die Fiestas Patrias, der chilenische Nationalfeiertag, der auf den 18. September fällt. Am ehesten zu vergleichen ist er mit dem Tag der Deutschen Einheit. Nunja, vielleicht nicht ganz, da ich so ein Fahnenmeer wie ich es hier zu sehen bekomme in Deutschland bisher nur zu Zeiten der Weltmeisterschaft 2006 gesehen habe. Des Weiteren handelt es sich bei dieser Feier nicht nur um einen einzigen freien Tag, ab Donnerstag wird man hier niemanden sehen der noch arbeitet. Für uns Studenten bedeutet dies ein verlängertes Wochenende und damit ein wenig Zeit den bisher gelernten Stoff ein wenig aufzuarbeiten… oder die Gelegenheit einen Nationalfeiertag mitzuerleben, den ein Land veranstaltet, das bezüglich seiner Geschichte nicht so viel Konfliktpotenzial mit dem Patriotismus zu haben scheint wie das unsere.
Die regelmäßigen Aerodynamik Hausaufgaben, welche doch, vor allem im Prüfungszeitraum, recht ungelegen gekommen waren, legten diese Woche einen kurzen Zwischenstopp ein, stattdessen bekamen wir die Gelegenheit das hiesige Luftfahrtmuseum zu besichtigen, welches natürlich für angehende Piloten ein besonderes Vergnügen darstellte.
Die Reiseplanung hat mittlerweile auch schon begonnen und einige Routen sind schon geplant, sogar einige Flüge schon gebucht. Die erste größere Tour, welche auch durch andere Länder des Kontinents führen wird legten wir auf die Mitte des Oktobers, in die „Semana Sansana“, in der die Studenten der UTFSM frei haben werden. In der Zwischenzeit haben wir uns vorgenommen, kleiner Ausflüge zu unternehmen, die die Zeitspanne eines Wochenendes nicht überstrapazieren sollten.
Der Spanisch Unterricht zeigt uns leider im Moment immer wieder auf ein Neues, dass wir momentan nicht wirklich von spanischer Sprache unsererseits sprechen können… spanisches Fragmentwerk mit einigen Hapern kann man es wohl eher nennen. Meiner Meinung nach ist es jedoch besser, sich dessen wenigstens bewusst zu sein, als in der Vorstellung zu leben, dass nur die Chilenen hier kein richtiges Spanisch könnten – aber für solche Erkenntnisse ist ein Sprachunterricht schließlich da. Der Prof. ist auch ganz cool drauf und daher werde ich heute nicht das letzte mal beim Spanisch Unterricht gewesen sein werden.
Im Psychologie Unterricht durften alle Intercambios ein wenig über ihr Heimatland zum Besten geben, dabei gaben sich die Repräsentanten Frankreichs, Italiens und Deutschlands am heutigen Tage die Klinke in die Hand. Der typisch deutsche Stil des Vortragens unterschied sich auch deutlich von dem der anderen, eher temperamentvolleren Länder, indem er durch penibles Vortragen von Fakten eher bestach, als durch unterhaltsame Interventionen, aber „así es la vida…“.
Leider haben wir auch schon Bekanntschaft damit machen müssen, dass einige Sachen hier, Beine bekommen und dann einfach weglaufen… So zum Beispiel geschehen mit meiner Jacke und mit dem Rucksack von Chao, obwohl ich nicht behaupten würde, dass wir fahrlässig gehandelt hätten. Es bedeutet jedoch für uns, das nächste Mal einfach noch besser aufzupassen.
Die Tage gehen ins Land und die Zeit fängt langsam an zu rennen. Es kommt mir so vor als hätte ich vor knapp einer Woche meine Koffer gepackt und wäre nach Chile geflogen, um hier mein Auslandssemester zu verbringen, obwohl in Wahrheit schon fünf Wochen vergangen sind… Für den Rest des Semesters erhoffe ich mir, der rennenden Zeit einen Stein ans Bein binden zu können, dass ich nicht einfach irgendwann in meiner Wohnung in Bremen aufwache und mich fragen muss wo die Zeit den geblieben ist…
Aber dies wäre doch ein wenig zu schwarzgemalt, aus diesem Grunde verabschiede ich mich mit einer Nachricht, die einige Daheimgebliebene wohl gelb vor Neid werden lässt, denn seit dem ich hier angekommen bin, hat es kein einziges Mal geregnet und mein Gemüt ist im Moment so sonnig wie das Wetter hier auf der anderen Seite des großen Teiches.

Also dann, macht’s gut
Nos vemos!
Marco
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