Reisetagebuch Chile SW 6-7
Sonntag, 26. September 2010

Es ist wieder einmal eine ganze Weile her, seitdem ich hier etwas beigetragen habe, zumindest wenn man es daran messen würde, was innerhalb der Zeitspanne passiert ist, als ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Verzeiht mir bitte, dass ich hier fliegend und ohne Ankündigung von erzählender Zeit zu erzählter Zeit springe und umgekehrt… dies lässt sich recht schwer vermeiden, da ich die Geschehnisse quasi Revue passieren lasse. Wie dem auch sei, ich werde meinen Bericht einfach an der Stelle fortsetzen, an der ich aufgehört hatte.
Nun, das große Ereignis des Nationalfeiertages, wurde von allen mehr oder weniger gut überstanden, wobei wir gegen Sonntag doch einige Verluste in Sachen Personalstärke hinnehmen mussten, da einige scheinbar doch nicht so gute Studenten sind wie andere…
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass nur der 18. und der 19. September die Feiertage sind? Diesbezüglich, war es dieses Jahr doch etwas ungünstig, da ausgerechnet zum 200sten Jahrestag diese beiden Tage auf einen Samstag und einen Sonntag fielen. In Deutschland, hätte man sich vielleicht ein wenig geärgert, aber es wäre akzeptiert worden. In Chile jedoch, sagte man sich einfach: „Ja dann machen wir doch einfach ein Gesetz, welches in diesem Jahr den Donnerstag und Freitag vor dem Nationalfeiertag auch zu freien Tagen erklärt“ !!!! Dementsprechend lang waren dann auch die Feierlichkeiten der „Fiestas Patrias“, in diesem Jahr dem „Bicentinario“.
Am Donnerstag hatten wir unsere letzten Vorlesungen, dabei waren die deutschen Intercambios mit einer Stärke von 4! Personen die stärkste und einzige Fraktion im Vorlesungssaal der E-Tec Vorlesung darstellen sollten. Der Prof. nahm dies jedoch relativ entspannt auf und so gab es eine Privatvorlesung für uns. Gegen Abend hatte ich unsere gesamte Truppe zu mir nach Hause eingeladen, wobei sich der Großteil kurzfristig dazu entschied, lieber in Vina auf die sogenannten Fondas zu gehen. Bei diesen Fondas handelt es sich um so etwas wie ein Volksfest, vergleichbar mit dem Oktoberfest oder dem Freimarkt, jedoch um einiges kleiner, jedoch mit mindestens genauso viel Gedränge, aufgrund einer übermäßigen Anzahl an Menschen.
Am Abend, des darauffolgenden Freitages fand ein Live-Konzert einer der bekanntesten chilenischen Bands „Los Jaivas“ in Vina del Mar statt. Mir jedoch hat diese Vorstellung nicht ganz so zusagen können, vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass es mir den ganzen Abend auf Grund nicht zu erklärender Müdigkeit relativ kalt war… Da jedoch der Eintritt umgerechnet 0 Euro gekostet hat, konnte man sich eigentlich kaum ärgern. Im Anschluss, so gegen 11 Uhr, ging es im überfüllten Microbus zurück nach Valparaíso, um die groß angekündigten „Fuegos Artificiales“ zu bestaunen. Um Mitternacht, wurde das Warten auch belohnt und ich durfte 25 Minuten lang, am Hafen von Valparaíso, eines der besten Feuerwerke bestaunen, welches ich jäh zu Gesicht bekommen hatte.
Im Anschluss daran, wollte die jüngere Fraktion des Casa Azul (meine WG) und Chao mit seinen Mitbewohnern noch nicht schlafen gehen und wir beschlossen in die sogenannte „Tertulia Bar“ zu gehen. Da jedoch alle anderen, bis auf meine Wenigkeit, plötzlich das Verlangen verspürten, sich unbedingt von Emmanuel Nudeln kochen zu lassen… Ich bin, aus diesem Grund, schon einmal vorausgegangen, da sich außerdem in der Bar einige andere von uns befanden, welche auch zuvor das Feuerwerk bestaunten, verspürte ich keinen großen Drang auf die anderen zu warten, was sich am Ende sowieso als Fehler herausgestellt hätte. Die Fraktion, „ich esse hier noch kurz was“, hatte sich dann nämlich kurzfristig dazu entschieden, in eine andere Lokalität einzukehren, sodass ich sie dann gegen 5 Uhr morgens auf meinem Heimweg wiedergetroffen habe… Egal, wie auch immer, hätte ich mich dazu entschieden, die „weons“ zu begleiten, hätte ich wahrscheinlich niemals Carolina, meine jetzige chilenische Freundin kennengelernt… Fotos gibt’s später ;)
Am Samstag gab es noch einmal ein Feuerwerk, diesmal jedoch in Vina del Mar und schon um 8 Uhr abends. Dieses haben wir uns am dort befindlichen Sandstrand angeschaut. Im Anschluss haben wir alle die Fondas in Vina besucht. Jedoch, hatten diese Fondas nicht unbedingt das Potenzial dazu, uns länger als einen Rundgang dort gefesselt zu halten, woraufhin wir der Einladung zweier Franzosen auf ihre Hausparty folgen sollten (nicht das das hier jetzt falsch verstanden wird, wir kannten die Franzosen schon vorher und wurden auch schon vor dem Aufenthalt auf den Fondas eingeladen).
Das Thema an sich mit den Feierlichkeiten und den Einladungen ist hier in Chile meiner Meinung nach vollkommen verschieden zur Vorgehensweise in der Heimat: man lernt neue Leute kennen und wir sofort auf irgendein „Asado“ (ein Grillfest) oder ähnliches eingeladen, das Temperament hier lässt sich einfach nicht mit dem unseren vergleichen und es ist vor allen Dingen zu Beginn für uns Deutsche sehr ungewöhnlich und fast alle standen solchen Angeboten zu Anfang eher etwas misstrauisch gegenüber, obwohl es dazu überhaupt keinen Grund gab.
Der Sonntag sollte eher der Erholung dienen und so entschieden sich meine Mitbewohner und ich kurzfristig dazu, zum Mittagessen etwas auf den Grill zu legen. Später ging es noch an den Strand, diesmal bei Tageslicht und mit hohem UV-Schutzfaktor.
Am Montag, dann fast alles auch schon wieder vorbei, wie gesagt fast… Die Fondas in Vina hatten den letzten Tag geöffnet und so entschieden wir uns dazu, diese nochmals zu besuchen. An diesem Montagabend war es auch nicht ganz so voll, jedoch entgegen unserer Hoffnung und der Aussage der Chilenen, genauso teuer wie zuvor…
Dienstag… Endlich hatte die Uni wieder geöffnet! Wir konnten es alle schon kaum noch abwarten, endlich mal wieder was beigebracht zu bekommen… Was sich die Leute im Parlament mit den zusätzlichen freien Tagen gedacht hatten, konnte ich sowieso nicht nachvollziehen.
Viel Zeit bis zur nächsten Veranstaltung blieb uns dennoch nicht, da ich am Mittwoch, meinen 21. Geburtstag in Chile feiern durfte. Dazu gab es am 22. September nach den Vorlesungen, einen kleinen Schwimmkurs im Schwimmbecken der Universität, da hier alle Geburtstagskinder traditionsgemäß im Wasser landen. Für den Abend hatte ich einen Tische im „Café Journal“ in Vina gemietet und ne ganze Menge Leute eingeladen. Die Geburtstagsfeier war eine der besten in meinem Leben: die Leute, das Temperament, die Stimmung, das Land und das Zusammenkommen mit Carolina, all diese Dinge machten es zu einer unbeschreiblichen Bereicherung meines Lebens. Als Geschenk bekam ich eine von allen Gästen signierte Fotocollage über meinen Poolausflug an diesem Tag und eine Geburtstagstorte. Der einzige Wermutstropfen war die Tatsache, dass die lieben Verwandten in 12.000 km Entfernung waren…
Am gestrigen Samstag, veranstaltete ich, um meinen Geburtstag auch auf chilenische Art zu feiern, ein Asado. Diesmal haben die ILSTler zusammengelegt und mir eine Flasche mit handgefiltertem Pisco geschenkt!!! Diesen werde ich auch mit nach Deutschland bringen, damit nicht nur ich etwas davon habe.
Que más? Nunja, die Uni hält uns schon wieder ganz schön auf Trab, da es zum Beispiel am nächsten Freitag in Aerodynamik die zweite Prüfung ansteht. Wie wir das dann mit dem Geburtstag von Felix machen, müssen wir uns zeitlich also noch ein wenig überlegen…
Mittlerweile ist es bei mir schon Neun Uhr abends, und damit bei euch 3 Uhr nachts und ich glaube ich habe für heute genug an Information zu „Papier“ gebracht. Obwohl, eine Sache noch, die ich doch gern noch erwähnen möchte: heute hat es zum ersten Mal doch „endlich“ geregnet, nicht viel, aber immerhin etwas, das heißt hier kann das Wetter durchaus genau so schlecht sein wie in der Heimat, jedoch nicht in ganz so vielen Fällen.
So zum Abschluss: der Frühling in Chile hat begonnen, das bedeutet so viel wie: Tage warm, Nächte nicht mehr ganz so kalt, obwohl diese Temperaturunterschiede von Tag und Nacht trotzdem noch ein Unterschied wie Tag und Nacht selber sind… Am Tage in Shirt und kurzen Hosen und nachts in Pullover und dicker Jacke, sofern man nicht frieren will…
Nun ist jetzt aber endgültig Schluss!

Saludos a Todos, aus Valparaíso, Chile
Nos Vemos, que uds. vayen bien
Marco
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