Samstag, 16. Oktober 2010
Reisetagebuch Chile SW 8-9
Samstag, 09. Oktober 2010

In den letzten beiden Wochen ist bis auf zwei Prüfungen, in Aerodynamik/Flugmechanik und Relaciónes Interpersonales, nicht wirklich viel passiert. Die großen Rundreisen werden auch erst nach dieser Woche beginnen, aus diesem Grund werde ich einfach ein paar allgemeine Informationen loswerden, die ich möglicherweise bisher vergessen hatte. Dabei habe ich mir überlegt einfach mal einen Tagesablauf an einem Tag in der Uni zu beschreiben:

8 Uhr vormittags: Ich liege im Bett und werde gerade von meinem Wecker mehr oder weniger sanft aus dem Schlaf geholt. Nach einigen zwecklosen Versuchen des Ignorierens, stehe ich dann auf um dem nerv tötenden Alarm ein Ende zu setzen. Im Halbschlaf auf dem Bett sitzend überlege ich mir dann, ob der Frühsport für mich heute ausfallen soll, ob ich dem Wecker in einer halben Stunde noch mal das Vergnügen bereiten soll oder ob ich mir einfach sofort kaltes Wasser ins Gesicht schütten soll…

9 Uhr vormittags: Gleich für welchen der drei Fälle ich mich vorher entschieden habe, sitze ich jetzt am Frühstückstisch und genieße mein reichhaltiges Frühstück, meist bestehend aus Frühstücksflocken mit oder ohne Schokolade, Banane, Apfel, Tee und Toast. Nach dem Essen schau ich mir noch kurz an was im Postfach so vorhanden ist und dann mache ich mich auf den Weg zur Uni. Das Busfahren ihr ist so eine Art Psycho-Spiel mit dem Busfahrer, es gestaltet sich in etwas so: zuerst überlege ich mir, ob ich an diesem Morgen genug Elan habe um es durchzuziehen, wenn nicht, dann nehme ich einfach den Lokal-Tarif für umgerechnet 30 Cent. Falls ich jedoch gut gelaunt bin, oder einfach kein Geld mithabe, dann kommt es darauf an dem Busfahrer auch ohne rote Studentenkarte davon zu überzeugen den Studententarif in Anspruch nehmen zu dürfen. Andernfalls muss ich mich damit abfinden, gleich den vollen Preis von ca. 45 Cent bezahlen zu müssen… An guten Tagen gebe ich ihm einfach die 100 Peso und bekomme meinen Fahrschein oder er akzeptiert, wenn auch widerwillig, meinen anderen Studentenausweis, an nicht so guten Tagen, naja ich sagte bereits…

10 Uhr vormittags: Ich sitze hochmotiviert in der ersten Vorlesung des Tages.

11:30 Uhr vormittags: Die erste Vorlesung ist vorbei und ich bin immer noch hochmotiviert für alle Aufgaben, die noch anstehen. Der nächste Weg nach der ersten Vorlesung führt uns meistens zu dem Kiosk der auf dem Innenhof steht um entweder ein Jámon y Queso Sandwich zu essen oder einen Kaffee zu trinken. Desweiteren ist jetzt Zeit, kurz mit den anderen über allerlei mehr oder weniger wichtige Dinge zu debattieren.

12 Uhr mittags: Die Deutschen haben Spanischunterricht oder Psychologie, was im Grunde genommen eigentlich das gleiche ist, obwohl man in Spanisch doch die eine oder andere Grammatikübung mehr macht.

13:30 Uhr nachmittags: Wir entscheiden uns wo und in welcher Form wir unser Mittagessen zu uns nehmen werden, im Grunde genommen macht es jedoch keinen großen Unterschied ob ich nun bei „McDonalds“ oder bei „Burger King“ essen gehe… damit will ich eigentlich nur sagen, dass eh alle Imbissbuden hier das Gleiche verkaufen: Completos, Empanadas, Pizza, usw. das Semester wird auf jeden Fall kein Gesundheitstrip…

14 Uhr nachmittags: Rechtzeitig zu Beginn der Laboratorien oder Tutorien sind wir natürlich immer im Seminarraum und sind schon ganz gespannt darauf was wir hier zusätzlich zum Stoff der Vorlesungen noch erfahren können. Die Tutoren geben sich wirklich Mühe und nehmen auch ein wenig Rücksicht auf die Austauschstudenten, sodass sie das eine oder andere doch noch ein zweites Mal erklären.

15:30 Uhr nachmittags: Uns stehen jetzt drei Möglichkeiten zur Wahl: 1. Den Nachhauseweg antreten, sofern man nicht später am selben Tag noch ein Laboratorium hat oder 2. sich in einen der Studentenräume begeben um dort nochmal das nachzuvollziehen, was man tagsüber noch nicht verstanden hat oder 3. mit seinen Gruppenpartnern die Aerodynamik Hausaufgabe zu erledigen…

20 Uhr abends: Wie man sich auch entschieden hat, wird man spätestens in diesem Moment vom Reinigungspersonal aus allen Räumlichkeiten, freundlich aber bestimmt hinaus gebeten. Dann steht auch für den ehrgeizigsten Studenten erst einmal der Heimweg an.

20:30/21:00 Uhr abends: Ich stehe ohne/mit Einkäufen vor meiner Wohnungstür und werde sobald ich mein Haus betrete freundlich von allen Anwesenden empfangen. Als nächstes mache ich mir etwas zu Essen, meistens bestehend aus Brot, Nudeln oder Fertiggerichten, da ich um diese Zeit keine Lust mehr habe mich großartig mit meinen rudimentären Kochkünsten zu beschäftigen. Währenddessen unterhalte ich mich mit meinen Mitbewohnern über Gott und die Welt…

22 Uhr abends: Wenn mich der Motivationsteufel gepackt hat, oder ich mit Erschrecken festgestellt habe, dass die Prüfung ja doch schon diese Woche ist, beschäftige ich mich noch mit Studienangelegenheiten, ansonsten lerne ich ein wenig Spanisch, surfe im Internet oder unterhalte mich mit meinen Freunden über Skype und Co.

0 – 1 Uhr nachts: Ich habe mich zu Bett begeben und träume mittlerweile schon vom nächsten Tag in der Universität…

Im Großen und Ganzen sieht so mein normaler Tagesablauf aus, nicht sonderlich aufregend aber ich kann mich auch nicht sonderlich beklagen. Ab und zu wird diese Routine jedoch leider in ihren Grundfesten erschüttert, was mir persönlich ja eigentlich überhaupt nicht zusagt: Da feiert einfach mal jemand am Mittwochabend in Vina del Mar seinen Geburtstag und will vor Ladenschluss auch nicht gehen, oder es ist Freitag und man ist in Santiago, oder es ist Freitagabend, oder es gibt irgendwelche anderen Feiern, wobei ich langsam glaube das die Chilenen ohne Feiern hier gar nicht leben können…, oder es ist, ach was auch immer…
Hatte ich eigentlich schon berichtet, dass Valparaíso eine Stadt mit inflationär großer Anzahl an Hunden, von denen einer dümmer als der andere ist, ist? Ja, die Hunde gehören zu dieser Stadt, wie die Bremer Stadtmusikanten zu Bremen oder der Karl-Marx-Kopf zu Chemnitz… Die meisten verhalten sich auch immer ruhig, wie aufgedreht kann ein schlafender Hund auch schon sein…
Eine Sache die ich auch noch festgestellt habe ist, dass alle Chilenen unglaublich klein sind… der durchschnittliche erwachsene Mann scheint hier 10 cm kleiner zu sein als in Europa, ich habe sogar schon „laufende Meter“ gesehen…
Nun gut, was könnte ich noch erzählen? Dunkles Brot gibt es immer noch nicht, Wasser ist immer noch teurer als Bier, die Microbusfahrer halten sich immer noch für Michael Schumacher und ich freue mich immer noch darauf endlich auf Reisen zu gehen. Am nächsten Wochenende geht es nach Arrica und dann weiter nach Peru und Bolivien.
Mehr fällt mir jetzt aber wirklich nicht mehr ein, ist eben auch nicht ganz so viel passiert.
In diesem Sinne, macht`s gut!

Hasta muy pronto!

Marco
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Sonntag, 26. September 2010
Reisetagebuch Chile SW 2
Sonntag 22. Aug. 2010

Zwei Wochen sind nun schon vorbei und ich kann wirklich sagen, dass es mir hier mit jedem Tag besser gefällt. In der Wohnung habe ich mich gut eingelebt und das Verständnis der durchaus doch sehr schnellen Phrasen der Chilenen wird immer besser. Mit den Kursen funktioniert jetzt auch alles reibungslos, mit Ausnahme der Spanisch Kurse, da bisher noch keiner der selbigen stattgefunden hatte. Auch die Tagesausflüge nach Santiago sind im Moment noch ein wenig anstrengend, in diesem Falle bin ich jedoch der Meinung, dass es sich hierbei lediglich um eine Sache der Gewöhnung handelt.
Am letzten Samstagabend fand der letzte Teil der Geburtstagsfeier meines Mitbewohners statt und wir nahmen gegen neun Uhr abends zuerst einmal an einem sogenannten Ghostwalk auf einem sehr großen Friedhof teil. Was am Anfang nach Gruselabenteuer klang, war uns dann aber spätestens nach 3 Stunden Geschichtenerzählen über Stimmen aus dem Jenseits und bei gefühlten 5° C Außentemperatur auch zu viel.
Glücklicherweise sollte dies nicht das triste Ende des Abends darstellen: Im Anschluss an diese Veranstaltung ging es noch in eine Diskothek in Valparaíso mit Namen „Nautico“. Unser Vorteil bestand, darin, auf Grund der Geburtstagsfeier und eines gemieteten Bereiches, keine Wartezeit und keine Ausgaben für den Eintritt aufwenden zu müssen. Der erste Diskobesuch meinerseits in diesem Kontinent, war natürlich etwas ungewohnt, da die vorherrschende Musikrichtung Reggaeton war. Auch die Art und Weise wie die männlichen Chilenen Frauen ansprechen ist für Europäer im ersten Moment etwas ungewöhnlich, näher jedoch, möchte ich in diesem Moment nicht darauf eingehen.
Des Weiteren sollte Chao gleich noch Bekanntschaft mit einer beliebten Abzockermethode der Chilenen an Gringos machen. Diese funktionierte folgendermaßen: der Chilene war auf einmal da und wir dachten natürlich der gehört mit zu den Gästen, also waren wir nicht unhöflich, haben ihn begrüßt und kamen dann auch gleich ein wenig ins Gespräch. Irgendwann schlug er vor, zusammen ein Bier trinken zu gehen, als Deutscher kann man so einem Vorschlag ja eigentlich nie was Schlechtes abgewinnen. An der Bar meinte er dann, ja dein Bier kostet 2000 Peso, gib das mal dem Typen an der Kasse dort, kurz bevor dies geschehen sollte, kam Arnold und meinte: „Hey Chao hast du wirklich vor einem wildfremden Typen das Bier auszugeben, das ist hier ne ganz gängige Methode wie sich die Chilenen das Bier bezahlen lassen.“ Chao hat sich daraufhin ein kleines Bier gekauft und hat den Typen an der Bar stehen lassen.
Am Dienstag wurde von unserer Fakultät dem Departamento Industrias eine kleine Begrüßungsfeier veranstaltet. Alle Intercambios wurden von unserem Tutor Professor Weber begrüßt, der auch unser Ansprechpartner in Problemfällen ist. Des Weiteren wurde uns ein wenig über Chile als Land und über die Universität an sich erzählt. Da jedoch die Bremer Studenten schon mit einer gewissen Vorbildung über dieses Land hierher gekommen waren, war dies nicht nur eine kurze Vorstellung Chiles, wir konnten uns zum ersten Mal die Dinge, über die in Bremen möglicherweise nur gesprochen wurde, auch in Form eines kurzen Filmes ansehen. Im Anschluss daran hat uns eine junge Spanierin von ihren Reiseerlebnissen durch das Land berichtet und kam aus dem schwärmen kaum wieder heraus. Zu Guter Letzt wurden wir vom Professor sogar noch zu einer Grillparty bei sich zu Hause eingeladen, dieser Einladung sind wir natürlich alle gern gefolgt.
An diesem Dienstag besuchte ich auch zum ersten Male den hier angebotenen Taekwondo – Sportkurs, zusammen mit Chao-Ting und Benno. Ich bin mir zwar bewusst, dass mein Verband hier in Chile wohl kaum vertreten sein wird, jedoch hatte diese Stunde dort zumindest für die „Neuen“ nicht einmal mit dem Namen Taekwondo gemeinsam. Nach kurzer Aufwärmphase ging dann auch schon los, jedoch mit einem Selbstverteidigungskurs, während die Gurtträger Sparring – Training machen durften. Ich bin kein großer Fan von so einer Art der Selbstverteidigungsschule, da der Trainer nicht bei allen 26 Personen, darauf achten kann, dass sich niemand verletzt. Mein Unmut wurde natürlich auch noch bestätigt in dem sich Chao einen Zeh prellte/verstauchte/brach, so genau weiß er es selbst nicht. Das Training am Donnerstag dagegen sollte um einiges besser werden und hatte schon eher etwas damit zu tun, was ich unter TKD verstehe, aus diesem Grund habe ich mich auch dazu entschieden, weiterhin daran teilzunehmen. Den Trainer versteht zwar keiner der Intercambios, aber wir schauen einfach, was die Chilenen machen und versuchen dies dann nachzuahmen.
Am Mittwoch gab es bis zum Abend nicht wirklich nennenswerte Dinge zu berichten. Alle eingeladenen Studenten trafen sich um 8 Uhr abends vor dem A-Gebäude der Universität und wie fuhren dann alle gemeinsam zum BBQ des Professors. Und irgendwie scheinen die Chilenen immer so viel Fleisch im Kühlschrank zu haben, dass es schier unmöglich erscheint das irgendjemand sich danach nicht gesättigt fühlt. Die Veranstaltung war wirklich gut, man lernte die anderen Intercambios noch ein wenig besser kennen und auch die chilenischen Studenten, welche sich für die Austauschprogramme engagieren, außerdem wurden wir gleich noch in einem Tanz und in ein Paar neuen Trinkliedern geschult. Für diejenigen, welche in Valpo wohnen endete der Abend um 4 Uhr morgens mit einer überteuerten Busfahrt, da nach 20 Uhr hier alle Busfahren gern ihre Statistiken aufbessern möchten…
Der Freitag sollte wieder einmal das Highlight unserer Woche darstellen. Wir begaben uns zum zweiten Mal auf weite Reise nach Santiago de Chile und es dauerte, wer hätte das gedacht, genau so lang wie beim letzten Mal. Die einzige Motivation überhaupt nach Santiago zu fahren liefert der Prof. des Aerodynamikunterrichts, da er wirklich Begeisterung für den Kurs und den Stoff zeigt. Die Hausaufgaben jedoch, die wir regelmäßig von ihm aufbekommen, nehmen doch manchmal mehr Zeit in Anspruch als uns eigentlich lieb ist.
Am Abend waren Chao und ich zum Pokerspielen bei Arnold eingeladen, dort verbrachten wir dann letztendlich so viel Zeit, dass unser eigentliches Abendprogramm doch ziemlich gestaucht wurde. Dementsprechend viel der anschließende Clubbesuch eher kurz aus, was ich jedoch im Nachhinein nicht wirklich bereue. Einer meiner Mitbewohner sagte mir am nächsten Tag, dass es entweder richtig gut oder absolut schlecht dort in diesem Club ist, wir schienen scheinbar letzteres erwischt zu haben – jedoch, besteht somit immer noch die Möglichkeit einer Verbesserung.
Am Samstag hatte ich dann endlich mal Zeit um mich ein paar Pflichten für die Hochschule zu widmen, meine Motivation sorgte allerdings dafür, dass ich mir lediglich einen groben Überblick über die Aufgaben verschaffen konnte, welche ich anschließend auf den Sonntag verschob.
Gegen 9 Uhr abends fuhren meine Mitbewohner und ich zusammen mit Arnold und seiner Freundin Lenny ins Casino nach Vina del Mar. Im nächsten Moment befanden wir uns in einem kleinen Las Vegas, umgeben von Leuten, die nichts Besseres zu tun hatten, als den Betrag, welchen ich für einen Monat zur Verfügung stehen hatte, innerhalb von 5 Minuten durchzubringen. Chao schaffte es sogar an einem der Automaten 500 Peso zu gewinnen, was bei dem derzeitigen Wechselkurs jedoch lediglich 80 Cent waren. Anschließend erhielten wir die Möglichkeit in einen wirklich noblen Club zu gehen ohne Eintritt zu bezahlen, da Arnolds Freundin uns alle auf die Gästeliste setzen konnte. Geile Musik, heiße Frauen und teures Bier, was will man mehr. Dies war die bisher beste Lokalität, die ich hier in Südamerika besuchen durfte, wobei ich zugeben muss, dass ich bis dahin nicht wirklich viele Vergleichsmöglichkeiten hatte.
Fazit:
So langsam bekomme ich das Gefühl, das ich mit mindestens 10 Kilo mehr nach Deutschland zurückkommen werde, da ich hier zum Beispiel so etwas wie dunkles Brot noch nie gesehen habe, des Weiteren hat man hier nicht wirklich Lust in der Mensa zu Mittag zu essen und weicht stattdessen gern auf eine der Imbissbuden in der Nähe der Hochschule aus. Hat man jedoch das Glück von Chilenen bekocht zu werden, dann bekommt man eigentlich immer einen ausgewogenen Gaumenschmaus serviert. Einer unserer Tutoren hat uns zum Beispiel eine Familie gezeigt, welche in ihrem Haus Mittagtisch für die Studenten zubereitet, und das war bisher jedesmal „superrica“ wie man hier sagt.
So langsam kann ich mich auch ohne Hände und Füße recht passabel verständlich machen, ohne dass die Chilenen mich fragend angucken und im Nachhinein fragen „Perdon?“. Abschließend möchte ich gern sagen, dass es mir hier von Tag zu Tag besser gefällt und ich mich hier richtig wohlfühle und ich glaube ich bin nicht der einzige der dieser Auffassung ist. Nun gut, ich verabschiede mich wiedermal mit einem freundlichen „Hasta luego!“ und wünsche euch alles Gute, bis die Tage.

Viele Grüße vom Ende der Welt
Marco
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Reisetagebuch Chile SW 1
Samstag, 14. Aug. 2010

Der erste Eintrag startet sofort mit einem Jubiläum, denn: mit dem heutigen Tage bin ich genau seit einer Woche in Chile, und ziemlich vieles kommt mir hier immer noch spanisch vor…
Die Reise begann am vorletzten Freitag um 19:40 am Frankfurter Flughafen. Von dort aus ging es mit einigen kleinen Umwegen (über Madrid, Lima und Buenos Aires) dann doch letztendlich nach Santiago de Chile. Um fünf Uhr abends war ich dann endlich da. Die chilenische Hilfsbereitschaft durfte ich sogar schon vor der Landung kennenlernen: Mein Sitznachbar im Flugzeug, ein Chilene, hat mir gleich aufgeschrieben wie ich denn vom Flughafen in Santiago nach Valparaíso komme.
Am Flughafen nach der Gepäckentgegennahme, welche im Gegensatz zu einigen Kommilitonen bei mir keine Probleme verursachte, ignorierte ich zunächst die Angebote der Taxifahrer am Ausgang und setzte mich dann in den nächsten Bus zum Busterminal.
Im Bus setzte ich mich rein zufälliger Weise neben einen jungen Chilenen, namens Felipe, welcher ungefähr in meinem Alter war. Nachdem ich in schlechtem Spanisch gefragt hatte, ob die nächste Station die ist, die auf meinem Zettel stand, antwortete er auf Englisch, das dem so wäre. Ich war natürlich ein wenig erleichtert, dass ich nicht sofort meine „Spanischkenntnisse“ auf Probe stellen musste. Er sagte mir dann, dass er auch Student in Valparaíso sei und mich doch einfach begleiten könne.
Auf der zweistündigen Fahrt nach Valpo versuchte ich Kontakt mit meinen Leuten aufzunehmen, welche schon seit über eine Woche hier gewesen waren. Eine von drei Kurznachrichten stieß sogar auf Gehör und ich konnte mir einen Abholservice vom Busterminal in Valpo organisieren. In der Wartezeit am Terminal leistete mir Felipe Gesellschaft, da er meinte: außer schlafen hätte er im Moment sowieso nichts vor. Des Weiteren sprach er gleich noch mit ein paar Leuten am Terminal, die Mietwohnungen anboten und besorgte mir gleich noch deren Visitenkarten, außerdem hielt er mich dazu an gut auf meine Sachen aufzupassen, da hier ab und zu mal einige Dinge verschwinden…
Nach ungefähr 20 Minuten stand mein Abholservice in Gestalt von Chao und Verena vor mir und ich konnte meine erste typisch chilenische Begrüßung erleben, welche sich die beiden sehr schnell angeeignet hatten. Nach dem Abschied von Felipe ging es mit dem Microbus zu Chao nach Hause wo ich die nächsten paar Tage auf der Couch übernachten sollte.
Im Wohnzimmer angekommen, schaute ich zunächst aus dem Fenster und war sofort überwältigt von dem Anblick welcher sich mir bot. Die Hafenstadt erstrahlte in einem wunderschönen Lichtermehr. Die Versuche dies mit meiner Digitalkamera festzuhalten scheiterten jedoch kläglich.

die erste Nacht in Chile

Danach ging es noch kurz zum Abendessen ins Zentrum wo ich dann meinen ersten „Completo“ genießen durfte, obwohl das mit dem genießen wohl übertrieben wäre…
Am nächsten Morgen, war ich dank der Zeitverschiebung schon um sechs Uhr morgens hellwach. Nach dem Frühstück, welches sich so gegen Mittag ereignete zeigte mir Chao ein wenig die Stadt. Viel mehr passierte an dem Tag dann auch nicht so wirklich, außer dass ich gegen sechs Uhr abends zunehmend müder wurde.
Es wurde Montag und mein erster Unitag nahm seinen Lauf. Um zehn Uhr vormittags sollten wir mit Programación losgehen, dies fiel jedoch aus, also hatten wir die Zeit uns zusammen mit den Tutoren um die Anmeldung für die Module zu kümmern, welche noch nicht so ganz funktioniert hatten, doch an diesem Tag sollten sie auch nicht funktionieren.
Dann war es soweit, die erste Stunde Vorlesung: Relaciones Interpersonales … auf Spanisch! Ich war dann doch erleichtert, dass nicht nur ich ein großes Fragezeichen im Gesicht hatte, sondern es den anderen ähnlich ging. Steffi konnte jedoch die größten Unklarheiten mit einer kurzen Zusammenfassung am Ende der Stunde beseitigen, danke Steffi an dieser Stelle.
Der erste Tag an der Uni näherte sich dann auch dem Ende und ich war schon wieder abends so müde wie 3 Uhr nachts bei uns…
Am Mittwoch fand ich dann eine Wohnung. Die Wohnung ist klein, kalt aber billig und die Leute hier sind einfach klasse. Ich wohne mit 2 Chilenen und drei Franzosen zusammen, alle sind super gut drauf und was das Beste ist: keiner spricht deutsch (bzw. nur ein wenig), somit ist es der perfekte Spanisch Kurs, der außerdem außerhalb der Uni stattfinde. Im Haus wohnen außerdem noch Arnold und seine Freundin, und Freunde treiben sich hier auch immer rum. Langeweile wird hier sicherlich nicht so schnell aufkommen.
Das Highlight der Woche war natürlich der Kurs Aerodynámica, welcher am gestrigen Freitag im ungefähr 200 Kilometer entfernten Santiago de Chile am dortigen Campus der Uni stattfand. Das hieß für uns: um 10 Uhr am Busterminal starten und 3 Stunden später und um ungefähr 8 Euro ärmer an der Uni ankommen. Der Verkehr sorgte letztendlich dafür, dass wir es nicht mehr rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn schaffen konnten. Der Prof. ist aber voll ok und hat uns Deutsche alle persönlich begrüßt und sich sogar unsere Namen gemerkt. Nun ja nach anderthalb Stunden war es dann auch schon vorbei, und wir konnten uns schon wieder auf dem Heimweg freuen, welcher doppelt so lang dauern würde… Einigen von uns war diese Vorstellung ein wenig zuwider, aus diesem Grund haben sich die Mädels entschieden die Nacht in Santiago zu verbringen um sich am heutigen Samstag die Stadt ein wenig anzuschauen.
Nun zu der Frage die alle Leser wohl am meisten beschäftigt hat: „Wie lange dauert es denn nun, bis so ein Chilene betrunken unter dem Tisch liegt?!“ oder eleganter formuliert: „ Fanden wir denn überhaupt noch Zeit uns mal am Abend in Ruhe mit den neuen Leuten hinzusetzen und in Ruhe ein Bier zu trinken?“ Die Frage kann ich bejahen. Betrunkene Chilenen gab es dabei jedoch nicht.
Gestern wurde der Geburtstag eines Mitbewohners gefeiert und es gab dazu feinstes Argentinisches Rindfleisch vom Grill… des weiteren noch Chorizas, irgendeine komische Grillwurst, und Huhn. Gefeiert wurde bis 4 Uhr morgens, zumindest hab ich mich dann verabschiedet. Typisch südamerikanisch kann das natürlich nicht alles gewesen sein, deswegen wird dann heute Abend noch eine richtig große Feier veranstaltet, soweit ich das verstanden habe soll sogar ein Club angemietet worden sein, aber bei meinem aktuellen Verständnis der spanischen Sprache Kenntnissen bin ich mir nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe.
Zum Abschluss möchte ich nur kurz Zusammenfassen was mir gerade noch so im Kopf herumgeht: Die Chilenen sind sehr freundliche und herzliche Menschen, die jeden gern willkommen heißen und ich habe mich sofort sehr wohl hier gefühlt. Da wir hier in einer Studentenstadt wohnen trifft man auch viele andere Austauschstudenten, die aber ebenfalls sehr schnell die chilenische Freundlichkeit und Herzlichkeit angenommen haben.
Mit dem Spanischen habe ich zurzeit zwar noch einige Schwierigkeiten, aber man merkt dennoch wie man sich von Tag zu Tag, wenn im Moment auch noch mit Händen und Füßen, immer ein wenig besser verständlich machen kann und den ein oder anderen Satz mehr versteht der gesprochen wird.
Im Moment war das erst einmal alles. Bilder werden auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch folgen.

Viele Grüße aus Chile
Hasta Luego!
Marco
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